annette
hollywood

art(s)istas

Kulturelle Bildung

Projekte gefördert u.a. von Projektfonds kulturelle Bildung von Berlin, Kultur macht stark

u.a. in Kooperation mit Alfred-Nobel Schule, ALIA Zentrum für Mädchen und junge Frauen, Alte Feuerwache e.V, Bürgerkomitee Weberwiese, Ellen Key Schule, Gymnasium Schönefeld, Jugendclub Alte Feuerwache, KoCa Jugendklub, Phantalisa, timecode e.V., Statthaus Böcklerpark, Wetek, YANK Young Arts Neukölln

Kooperation von

annette hollywood
marisa maza

art(s)istas realisieren seit 2016 Projekte mit Kindern und Jugendlichen an der Schnittstelle von Kunst, Jugendkultur und feministischem Aktivismus, die künstlerisches Handeln im Sinne des DIY und Selbstempowerment vermitteln.
art(s)istas ermöglichen durch ihre interdisziplinären, kollaborativen und transkulturellen Projekte eine direkte Erfahrung mit künstlerischen Praxen in der Auseinandersetzung mit Medienwelten im urbanen Kontext unter Aufhebung kultureller Hirachien.

Die Decke hat ein Loch

Ausstellung / Publikation / Rahmenprogramm

In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin / Susanne Prinz

17. November 2022 – 29. Januar 2023

Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

Ausstellungs- und Rechercheprojekt von

annette hollywood
Jana Müller
Moira Zoitl

unterstützt durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin

Die Decke hat ein Loch ist ein Ausstellungs- und Rechercheprojekt der Künstlerinnen annette hollywood, Jana Müller und Moira Zoitl in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein am Rosa- Luxemburg- Platz Berlin/Susanne Prinz, in dem mit Hilfe von (auto)biografischen Erzählungen Material-, Zeit- und Kulturgeschichte abseits der Mehrheitsgesellschaft untersucht wird.

Die Arbeitsweisen der teilnehmenden Künstler*innen überschneiden sich, indem sie mit verschieden forschenden und künstlerisch- wissenschaftlichen Methoden Archivbestände befragen. In den künstlerischen Arbeiten werden Spuren unterschiedlicher Archivorte sichtbar gemacht, überarbeitet und zu neuen Erzählungen verknüpft. Objekte, Dokumente oder andere Narrative aus institutionellen Archiven werden bewusst mit Wissen und Gegenständen aus dem privaten Umfeld verschränkt. Damit wird das Konstruierte, Poröse, und Vorläufige von Wissensarchiven thematisiert, das die Perspektive vieler Lebenswirklichkeiten verfälscht darstellt oder vollständig ausspart. Entsprechend dem titelgebenden Klatschspiel, das sich weiterreimt mit „… da sah ich sie dann doch.“, folgt das Ausstellungsprojekt der Idee, dass erst bei erneutem Hinsehen durch die Löcher und Brüche von Wissensarchiven hindurch ein genaueres und diverseres Bild von Gesellschaft entsteht.

mit ALEF BLA, NOMBUSO DOWELANI, ANNETTE HOLLYWOOD, LAURA HORELLI, SVEN JOHNE, JANA MÜLLER, ALINA SIMMELBAUER, OFW/PHILIPP URRUTIA, SIMON WACHSMUTH, MOIRA ZOITL

Kunstfreiheit Vs. Machtkritik

Diskussion

Eine Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK), des Deutschen Künstlerbundes und des Internationalen Theaterinstituts (ITI) Deutschland

1. Juni 2019

Projektraum des Deutschen Künstlerbundes, Berlin

Konzeption und Projektleitung

Thomas Engel (ITI)
annette hollywood (IGBK, DKB)

Am Freitag den 1. Juni 2018 setzten wir uns mit der aktuellen Debatte um Kunstfreiheit im Spannungsfeld von ‚MeToo‘ über Rassismus bis Rechtspopulismus im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK), des Deutschen Künstlerbundes und des Internationalen Theaterinstituts (ITI) Deutschland auseinander. Auf dem Podium diskutierten Manaf Halbouni (Bildender Künstler, Dresden), Thomas Irmer (Publizisit und Theaterwissenschaftler, Theater der Zeit), Prof. Ulrike Rosenbach (Bildende Künstlerin, Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste IGBK, GEDOK) und Prof. Dr. Gabriele Werner (Weißensee Kunsthochschule Berlin).

Meine Einführung mit historischen Bezügen und aktuellen Beispielen eröffnete den diskursiven Rahmen:

Kunstfreiheit historisch

Die Veranstaltung fand im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes statt, der sich 1903 mit dem Ziel gegründet hat die Freiheit der Kunst gegen die Bevormundung durch den staatlichen Kunstbetrieb zu sichern. 1936 wurde er durch die Nationalsozialisten verboten und musste sich zwangsweise auflösen. Der Schrecken dieser Epoche mitsamt der staatlichen Einschränkung der Kunstfreiheit und der Verfolgung und Diffamierung von Kunst und Künstler*innen hat in der Bundesrepublik dazu geführt, dass die Kunstfreiheit heute ein Grundrecht ist, das dem Schutz künstlerischer Ausdrucksformen dient. Es ist in Art. 5 Absatz 3 des Grundgesetzes verankert und zählt zu den am stärksten geschützten Grundrechten. Der Schutzbereich der Kunstfreiheit umfasst sowohl den Werkbereich, also das Herstellen der künstlerischen Arbeit, als auch den Wirkbereich, da Kunst als Kommunikationsgrundrecht auf die Öffentlichkeit bezogen und daher auf Wahrnehmung in der Öffentlichkeit angewiesen ist. In der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 schützte Art. 34 formal die Kunstfreiheit. 1968 wurde sie in der Verfassung nicht mehr aufgenommen, stattdessen wurde dort von „sozialistischer Kultur“ bzw. „sozialistischer Nationalkultur“ gesprochen.

Kunstfreiheit aktuell

Die aktuelle politische Lage und die gesellschaftlichen Bewegungen von Rechtspopulismus bis hin zu metoo haben eine Diskussion um die Kunstfreiheit entfacht, die seitdem auf der Straße, in den Medien, den sozialen Netzwerken, den Institutionen und den Feuilletons in diversen Debatten mit Beweggründen und Einschätzungen wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, geführt wird. Dabei sind viele Kunst- und Kulturschaffende aber auch Institutionen mit einer Hinterfragung ihres Schaffens und dessen Veröffentlichung aktuell konfrontiert, wie z.B. durch rechtspopulistische Angriffe einzelner Künstler*innen und deren Werke. Seit dem Einzug der AfD in die Landtage und den Bundestag versucht diese die Unabhängigkeit und Freiheit der Kunst und Institutionen zu beschneiden und zu beeinflussen. So hat z.B. der Abgeordnete der AfD im Berliner Senat beantragt, einigen Berliner Theatern als „Beispiel für Multikulti-Ideologien“ die Mittel zu kürzen. Dass wir uns daher um die Kunstfreiheit sorgen ist wohl nicht verwunderlich. Und so hat der Deutsche Kulturrat nach der Bundestagswahl „auch an die politisch Verantwortlichen im Deutschen Bundestag appelliert, dass der Ausschuss für Kultur und Medien im Parlament, der ja eine besondere Verantwortung für die Kunst- und Medienfreiheit sowie die Erinnerungskultur trägt“, keinesfalls an die AfD gehen darf. Während sich die meisten Kunst und Kulturschaffenden hier sehr einig waren und sind, wird die Debatte um eine bedrohte Kunstfreiheit wie sie in der Folge der metoo Bewegung und den sich daraus ergebenden Fragen zu Sexismus aber auch Rassismus in der Kunst und ihren Institutionen betrachtet wird, sehr viel konträrer geführt.

Entstanden sind diese Diskussionen um die Präsentation von Kunstwerken vor allem in den USA aus persönlich geführten Initiativen heraus, die z.B. die Fortschreibung von Machtverhältnissen und -missbrauch kritisieren. So forderte Mia Merril in ihrer Online Petition das Met New York auf ein Werk von Balthus (1938) abzuhängen. Sie schreibt, der Künstler sei für seine „Vernarrtheit in pubertierende Mädchen“ bekannt gewesen und sieht hier die Notwendigkeit des Museums einen pflichtbewussteren Umgang in Bezug auf die Kontextualisierung solcher Werke.

Ein anderer Fall mit dem Vorwurf Rassismus und kultureller Aneignung der Geschichte schwarzer Unterdrückung ist der Protest gegen die Ausstellung des Gemäldes Open Casket (2016) von Dana Schutz während der Whitney-Biennale, und die damit verbundene Aufforderung der Künstlerin Hannah Black an ihre Kollegin das Bild zu zerstören, da sie damit die Gefühle von Afroamerikaner*innen verletze.

Auch hierzulande hat z.B. die Diskussion um das Gedicht von Eugen Gomringer an der Wand der Alice Salomon Hochschule und den studentischen Protesteten dagegen die Diskussion um die Wirkung und Neubewertung von Kunst im gesellschaftlichen Wandel, der Kritik an ihr und deren Grenzen zu einer sehr diversen Einschätzung in den Feuilletons geführt.

So sehen viele die Kunstfreiheit von politischer Korrektheit bedroht und befürchten, dass zahlreiche Kunstwerke nicht mehr oder nur mit Erklärungstexten gezeigt werden könnten. Andere sehen in dieser Befürchtung einer Einschränkung der Kunstfreiheit eine übertriebene Reaktion und Angst der Privilegierten vor machtkritischen Diskursen in den Kunstinstitutionen, die sich einer längst überfälligen Neubewertung des patriarchalen Kanons der westlichen Kunst stellen sollten. So werden Ausschlußmechanismen wie die Abwesenheit von Frauen oder andere marginalisierte Gruppen in den Sammlungen bemängelt aber auch eine fehlende Kontext-ualisierung von historischen Werken z.B. mit diskriminierenden Inhalten. Auch wird die strukturelle Diskriminierung in der Kunstwelt kritisiert, an der sich seit Jahrzehnten nichts ändere. Ist die Kunstfreiheit also wie Julia P Feldmann in der Zeit schreibt „ein Vorrecht der Wenigen und ein liberales Trugbild?“

Diskussion

Die anschließende Diskussion von Panel und Publikum, die von Anna Steinkamp moderiert wurde, fokussierte vor allem Fragen zu Machtdiskursen im Kunstfeld und die Position von Künstler*innen in diesen. Der kritische Diskurs der durch die metoo Bewegung auch in Institutionen hierzulande geführt wird, wurde von den Panelist*innen sehr begrüßt. Wobei es unterschiedliche Einschätzungen dazu gab. Gabriele Werner und Ulrike Rosenbach bemängelten das Fortbestehen der strukturellen Diskriminierungen von Frauen und Minderheiten im Kulturbetrieb. Sie forderten wieder mehr direkte künstlerische Aktionen in Kunstinstitutionen, wie in den sechziger und siebziger Jahren, um sich gegen die herrschenden Machtverhältnisse aufzulehnen. Thomas Irmer hingegen hielt vor allem eine strafrechtliche Verfolgung der im Kontext von metoo debattierten Fälle für wichtig. Alle befürworteten eine kritische Auseinandersetzung mit umstrittenen Werken, um Kunst als lebendiges Instrument unserer Demokratie und einer diversen Debatte in unserer Gesellschaft eine zentrale Aufgabe der Kunst, Demokratie zu erhalten. Dabei sei es wünschenswert, dass das Publikum sich als mitgestaltender Akteur einmische. Das dies in Zeiten des Rechtsrucks der Gesellschaft auch zu unangenehmen und bedrohlichen Auseinandersetzungen mit dem Publikum führen kann berichtete der Künstler Manaf Halbouni. Er wies darauf hin, dass die neue Rechte ein hochprofessionell organisiertes Netzwerk aufweise, und es für Künstler*innen eine große Herausforderung aber auch Aufgabe sei diesem mit legalen, künstlerischen und demokratischen Mitteln zu begegnen. Gabriele Werner forderte mehr Demokratie in den hierarchischen Strukturen von Kunst, Wissenschaft und Lehre. Hier sollten vor allem die oftmals vorgeschobenen Qualitätskriterien kritisch hinterfragt werden, dahingehend, wer was als gut definiere und welche Interessen dahinter stehen.

Das Publikum brachte sich mit vielen oft beispielhaften Fragestellungen lebhaft in die Diskussion ein und bemängelte vor allem die strukturelle Diskriminierung von Frauen im Kunstbetrieb, die immer noch anhalte. Hier wurden Instrumentarien wie eine Quotenregelung kontrovers diskutiert, aber die Untersuchung und Kontextualisierung von Sammlungen in Bezug auf diverser Diskriminierungen. Zudem sei es wichtig, dass sich Künstler*innen solidarisch zusammenschließen, in Verbänden und darüber hinaus, um sich gemeinsam für strukturelle Veränderungen und Gleichberechtigung in Kunst, Lehre und Wissenschaft einzusetzen.

weitere Informationen unter: www.igbk.de

In Exchange

Symposium / Videoprogramm

Eine Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)

2. Dezember 2015

KW Institute for ­Contemporary Art,
ifa-Galerie Berlin

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Andrea Knobloch
Moira ­Zoitl (alle IGBK)
Elke aus dem Moore (ifa)

Das Symposium inEXCHANGE. Auswärtige Kulturpolitik und interkultureller Austausch der IGBK und des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) fand am 2. und 3. Dezember 2015 in den KW Institute for Contemporary Art und in der ifa-Galerie Berlin statt.

An beiden Veranstaltungstagen nahmen jeweils über 120 Teilnehmer*innen an den Vorträgen und Podiumsrunden teil und diskutierten vor dem Hintergrund der Künstlerförderung im Ausland durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Agenda zur Auswärtigen Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes, aber auch aus Sicht unabhängiger, international tätiger Projekträume folgende Fragen:

Was wird aus europäischer ebenso wie außereuropäischer Sicht unter interkulturellem Austausch verstanden und welche Erwartungen sind damit verbunden?

Wie wird der politische Wille, interkulturellen Austausch zu befördern, konkret umgesetzt?

Welche Ziele formuliert die Politik durch Förderleitlinien und Auswahlkriterien gegenüber den Künstler*innen und welche Künstlerbilder und Kunstbegriffe werden dabei aufgerufen, bewahrt oder neu formuliert?

Welche sind demgegenüber die Erwartungen der Künstler*innen an diese Kriterien und den daraus entwickelten Programmen?

Wie übersetzen Künstler*innen die Vorstellung nach interkulturellem Austausch in selbst initiierte konkrete Projekte und Kooperationen?

Are Artists Rich?

Workshop / Handout / Parlamentarischer Abend

Ein Projekt der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK)

12. November 2012

Portikus, Badische Stahlwerke Kehl

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Moira Zoitl (beide IGBK)

Are Artists Rich? thematisierte den Wert künstlerischer Arbeit in Europa.

Moderne Gesellschaften brauchen das Experimentierfeld Kunst, um neue, relevante Fragen und Lösungsansätze zu ‚testen‘ und jenseits der Einschränkungen von tagespolitischer Logik und wissenschaftlicher Diskurse zu reflektieren. Doch welche Rolle spielt Kunst in einer Gesellschaft von Shareholdern, ‚Usern‘ und Occupy-Bewegungen? Soll sich die Kunst als ‚Ware‘ dem ökonomischen System unterordnen? Welche Kunst will die Gesellschaft und was ist sie bereit, für die Freiheit und Vielfalt der Kunst zu investieren?

Auch vor dem Hintergrund neuer Präsentations- und Verbreitungsformen bildender Kunst (interventionistische Praxen, kollaborative Projekte, alternative Kunsträume, nicht produktorientiertes Arbeiten) stellt sich die Frage nach einer zeitgemäßen und nachhaltigen Kunst- und Kulturförderung: Wie können eine Kulturförderung und eine Gesetzgebung (Urheberrecht) aussehen, die neue zeitgenössische Kunstformen berücksichtigt? Bedarf es neuer Modelle für eine Unterstützung dieser künstlerischen Freiräume?

Zur Diskussion gestellt wurden die ‚außergewöhnliche Ökonomie‘ und die Produktionsbedingungen, denen die Künstler/innen unterliegen, im Verhältnis zu den notwendigen Frei- und Möglichkeitsräumen, die das Kunstfeld bietet. Warum verdient ein Großteil der Künstler/innen unterdurchschnittlich wenig, auch in den Ländern, in denen die Rahmenbedingungen in Bezug auf Künstlerförderung, sozialer Absicherung, Urheberrechte etc. vergleichsweise gut sind? Welche strukturellen Besonderheiten gelten für das Kunstfeld? Und was ist die Ursache für die symbolische Überbewertung bei gleichzeitiger ökonomischer Unterbewertung? Was macht die Attraktivität und das Ansehen des Künstlerberufs aus, trotz der objektiv vorhandenen schlechten Einkommensperspektiven?

Workshop

Eingeladen waren Vertreter/innen nationaler und europäischer Künstlerverbände, der Dachorganisationen European Council of Arists (ECA) und der International Association of Art (IAA) Europe sowie freier Künstlergruppen und -initiativen wie die ‚Precarious Workers Brigade‘ (London) und ‚Haben und Brauchen‘ (Berlin). Als Einstieg in den ersten Teil der Veranstaltung dienten kurze Impulsvorträge. Ein Vortrag des niederländischen Künstlers und Soziologen Hans Abbing führte in die Thematik der speziellen ‚Ökonomie in der Kunst‘ ein und beleuchtete den Wert der Kunst für eine Gesellschaft gestern, heute und in der Zukunft. Mitglieder der ‚Precarious Workers Brigade‘ sprachen über reale Arbeitsbedingungen im Kultur und Bildungswesen und präsentierten den aktivistischen und künstlerischen Umgang damit.

Im Anschluss erfolgte ein strukturierter Meinungs- und Erfahrungsaustausch der Teilnehmer/innen, in dem sich Kernthemen für zwei Arbeitsgruppen herauskristallisierten:

1. DENKWERKSTATT (Diskussion / Text);
2. AKTIONSWERKSTATT (Künstlerische Umsetzung / Aktion).

Parlamentarischer Abend

Am Abend wurde Mitgliedern des Europäischen Parlaments eine Zusammenfassung der erarbeiteten Ergebnisse präsentiert. Darüber hinaus wurde ein von der IGBK erstelltes Handout mit Gastbeiträgen (u.a. von Hans Abbing sowie von den vertretenen Initiativen und Dachorganisationen) und mit Texten zu aktuellen Themen in Bezug auf die Rahmenbedingungen künstlerischer Arbeit in Europa vorgestellt. Schirmherrin war die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Jugend, Bildung, Medien und Sport im Europäischen Parlament, Doris Pack.

Artists In Transit

Symposium / Blog / Publikation / Workshop

Ein Projekt der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) in Kooperation mit Weissensee Kunsthochschule Berlin, ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), ON-AiR/Trans Artists, Amsterdam, the International Association of Art (IAA) Europe

28. – 29. Oktober 2011

Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Andreas Schmid (beide IGBK)
Leonie Baumann (Weissensee Kunsthochschule Berlin)

Mobilität ist aus dem Leben und der künstlerischen Praxis vieler Künstler/innen nicht mehr wegzudenken. Ob diese aus der Notwendigkeit der künstlerischen Produktion heraus reisen, ob sie als erfolgreiche Player oder Stipendienhopper in einer globalisierten Kunstwelt unterwegs sind, oder ob das Reisen in erster Linie dem Erkenntnisgewinn dient - die Gründe und Formen des ‚Artist in Transit‘ sind vielfältig.
Diesem Phänomen widmet sich das IGBK-Symposium ‚Artists in Transit‘ und fokussiert neben den Motiven auch die praktischen Auswirkungen der Mobilität auf das Leben und Arbeiten von Künstler/innen. Bereits Ende 2010 startete die IGBK als Einstieg in diese Diskussion einen Blog (http://blog.igbk.de), in dem Künstler/innen regelmäßig von ihrer Arbeit ‚unterwegs‘ und in Künstlerhäusern berichten.

Auf dem eintägigen Symposium werden nun weitere unterschiedliche künstlerische, theoretische und praktische Ansätze von Mobilität vertiefend vorgestellt und zur Diskussion gestellt: Warum ist Mobilität für viele Künstler/innen wichtig? Welche Formen der Mobilität gibt es konkret? Welche Erfahrungen sammeln Künstler/innen im Austausch mit anderen Kunstszenen und mit anderen Orten? Welcher Einfluss hat das Reisen auf die eigene Arbeitsweise? Kann das permanente Unterwegssein selbst ab einem bestimmten Punkt als künstlerisches Projekt angesehen werden? Mit welchen Problemen sind mobile Künstler/innen konfrontiert, und wo liegen die Grenzen der Mobilität?

Am zweiten Tag der Gesamtveranstaltung wird der Workshop ‚How to Become an Artist in Residence‘ praktische Hinweise vermitteln, die konkret bei der Suche nach dem ‚richtigen‘ Künstlerhaus bzw. Auslandsstipendium und bei der Antragstellung weiterhelfen. An einem abschließenden runden Erfahrungstisch soll auf der einen Seite über die Möglichkeiten und Bedingungen von Stipendiatenstätten, aber auch über die Sinn- und Nachhaltigkeit von Stipendien informiert und diskutiert werden.

Die Publikation, herausgegeben von der IGBK, annette hollywood und Andreas Schmid, versammelt Beiträge von Leonie Baumann, Paolo Bianchi, Nikhil Chopra, Anna Lipphardt, Elke aus dem Moore/Natalia Kot, Peter Müller, Yasmine Ostendorf und Tanja Ostojic. Diese werden ergänzt durch Texte des IGBK-weblogs a.RTISTS IN TRANSIT, auf dem seit November 2010 Künstler/innen Erfahrungsberichte von ihrer Arbeit auf Reisen und in ausländischen Künstlerhäusern veröffentlichen (Beiträge von Alfred Banze, Celine Condorelli, Christine Falk, Varsha Nair und Rona Rangsch).

The Art Show

Live Show

26. Mai 2011

Welturaufführung: SÜDBLOCK, Berlin Kreuzberg
Welttournee: Künstlerhäuser Worpswede 2011

Konzept und Performance

Svenja Hehner
annette hollywood

Welttournee! THE ART SHOW ist eine Liveshow in der sich alles um Kunst dreht. Hautnah!
Auf einer überlebensgroßen Malerpalette präsentieren THE ARTISTs Svenja Hehner und annette hollywood sich und ihre Gäste. THE FRÜHWERK mit Eva Könnemann berührt Aspekte von Autorenschaft, Kollaboration und Konkurrenz im künstlerischen Schaffen. Diego Castro eröffnet mit der Immaterialistischen Internationalen THE ARTIST UTOPIA. Gleichzeitig visualisiert THE LIVE PAINTER Matthias Beckmann seine Sichtweise auf THE ART SHOW, sein Zeichenprozess ist auf einer Videoleinwand live zu beobachten. Auf einer Parallelbühne wir THE EGO aufgebaut und und und: THE AKTMODELL, THE ARTIST IN RESIDENCE, ART FOR FREE, THE WETTER.
Anschliessend gibt es ART KARAOKE Singen für Alle.

The Art Show

THE ART SHOW
It will glow
blow you away
it’s gay

it will glitter
maybe it’s shitter
than all you’ve seen

it could be a dream
exciting and keen, cute
it’s an attitude
well dressed or nude

The Artist Feeling – Künstlernetzwerke

Symposium

Eine Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und Frise – Künstlerhaus Hamburg

28. November 2009

Frise Künstlerhaus, Hamburg

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Frank Zeidler (beide IGBK)
Michael Kress (Frise)

In den vergangenen Jahren haben Projekte und Netzwerke, die Künstlerinnen und Künstler abseits des Mainstreams organisieren, deutlich an Relevanz gewonnen.
Welchen Stellenwert haben diese selbst geschaffenen Räume für Kunst und künstlerisches Leben heute, in einem am ökonomischen Erfolg orientierten Kunstsystem? Werden die Freiräume, die durch das Arbeiten in Gemeinschaften entstehen können, für die Entwicklung neuer künstlerischer Formen und Inhalte genutzt?

Die von annette hollywood, Frank Michael Zeidler und Michael Kress konzipierte und geleitete Veranstaltung ‘The Artist Feeling – Künstlernetzwerke‘ gab einen Überblick über die Entwicklung und Motive dieser Zusammenschlüsse. Diskutiert wurde zudem die Frage, welche Rolle Künstlernetzwerke spielen, wenn es darum geht, die gesellschaftliche Bedeutung künstlerischer Arbeit zu artikulieren. Ein inhaltlicher Schwerpunkt lag auf der Frage nach der Rolle von Arbeitsgemeinschaften von Künstlerinnen und Künstlern in China.

‘The Artist Feeling – Künstlernetzwerke‘ ist dokumentiert durch einen zusammenfassenden Bericht der Hamburger Kunsthistorikerin Nana Tatalovic sowie durch Videos, in denen die Einführung in die Veranstaltung sowie die Beiträge von Bettina Sefkow, Gunnar F. Gerlach, Heidi Salaverria, Andreas Schmid und der Vertreter/innen des Kunstprojekts ‘artgenda’ zu sehen sind.

Videodokumentation hier: www.igbk.de

The Artist Feeling – Existenzanalysen

Symposium

Eine Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und der Lothringer13 - Städtische Kunsthalle München

11. Juli 2009

Lothringer 13, München

Konzeption und Projektleitung

annette hollywood
Frank Zeidler (beide IGBK)
Uli Aigner (Lothringer13)

(Markt-)Trends, Rankings und Performance Reports spielen bei der Bewertung zeitgenössischer Kunst inzwischen eine bestimmende Rolle. Wie haben sich die Lebensund Arbeits modelle von Künstlerinnen und Künstlern in den vergangenen Jahren ver ändert? Und welchen Stellenwert hat im Zeitalter des »artist ranking« eine selbst bestimmte künstlerische Entwicklung?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Veranstaltung The Artist Feeling – EXISTENZANALYSEN. Künstler/innen, Kritiker und Kuratoren geben Einblicke in sehr unterschiedliche künstlerische Lebensformen und Arbeitsweisen. Verschiedene Modelle künstlerischer Produktion und Selbstdarstel lung werden diskutiert und Lebensentwürfe dem künstlerischen Werdegang und der aktuellen Arbeitssituation gegenüber gestellt. Für die einen ist es naiv, die Gesetze des Marktes zu ignorieren oder ohne Karriereplan ins Kunstleben zu starten. Andere beharren darauf, ihre künstlerische Position auch gegen aktuelle Trends und Markt-Anforderungen zu entwickeln.
Elke Krystufek berichtet von ihren Erfahrungen in einer männerdominierten Kunstwelt, etwas später dann in einer frauendominierten Kunstwelt und irgendwann in einer gleichberechtigten Kunstwelt.
Diego Castro zeichnet seinen Weg zur Wiedererlangung der künstlerischen Diskurshoheit nach.
Stephan Dillemuth verknüpft den historischen Rückblick auf den Lebensentwurf Bohème mit einer Analyse des Produktionsumfeldes von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern.
Der Publizist, Kurator und Osteuropa-Kenner Georg Schöllhammer schildert seine Beobachtungen der Lebens- und Arbeitsumstände von Künstlerinnen und Künstlern in den ehemaligen sozialistischen Staaten.
Schließlich sind die Referentinnen und Referenten der Veranstaltung gefragt, einen Blick in die Zukunft zu werfen. The Artist Feeling im Jahr 2022: Wie werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen und Künstlern aussehen, welche Vorstellungen haben die Künstler/innen selbst?
Begleitend und ergänzend zu den Referaten und Diskussionen Diskussionen werden Videoarbeiten zu sehen sein, die sich künstlerisch mit den diskutierten Fragestellungen auseinandersetzen.

Reality Check

Symposium / Publikation

Eine Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

13. – 15. Juli 2006

Kunsthochschule Mainz

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Barbara Wille (beide IGBK)

Das Symposium „Reality Check – who is afraid of master of arts?“, am 13. bis 15. Juli 2006 in Kooperation mit der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, widmete sich der Ausbildung von Künstler*innen an europäischen Kunsthochschulen.

Einem Thema, das vor dem Hintergrund der geforderten Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen derzeit intensiv diskutiert wird.

Der Utopie eines offenen europäischen Bildungs- und Forschungsraumes stehen Befürchtungen einer Bürokratisierung und Ökonomisierung der Künstlerinnen-Ausbildung entgegen. Zugleich erscheint jedoch auch die traditionelle Struktur des Kunststudiums - insbesondere in Deutschland - mit seiner personalisierten Lehre in Meisterklassen als nicht mehr zeitgemäß. Zwar gehören Künstlerinnen aus deutschen Kunsthochschulen zu den erfolgreichsten des internationalen Kunstbetriebs. Nur ein sehr geringer Anteil der Absolventinnen partizipiert jedoch an diesem Markt. Der weitaus größere Teil erprobt unter meist prekären wirtschaftlichen Verhältnissen neue Formen zeitgenössischer künstlerischer Praxis, deren Ergebnis sich eher als kulturelle Wissensproduktion denn als Produktion warenförmiger Kunstobjekte beschreiben ließe. Projektarbeit und kooperative Arbeitsformen kreieren hybride Künstlerkarrieren, die das traditionelle Künstlerinnen-Bild abzulösen scheinen.

Die unterschiedlichen Sichtweisen von Akteurinnen des internationalen Kunst- und Lehrbetriebs auf dieses Thema wurden im Rahmen des Symposiums exemplarisch verdeutlicht. Darüber hinaus war uns wichtig, zu zeigen, wie die Debatte im Spannungsfeld der vielfältigen Diskurse von Künstlerinnen außerhalb der Hochschulen wahrgenommen und geführt wird und wie sie im Rahmen der aktuellen künstlerischen und kuratorischen Praxis reflektiert wird

Mit der Redeperformance RLTY CHCK begrüßten wir die Referent*innen und Gäste und eröffneten die Tagung. Entlang einer Sammlung von Zitaten und Textfragmenten zum Thema Kunsthochschule führten wir in unsere Fragestellungen ein. Ausgangspunkt unserer Analyse war die offizielle gemeinsame Erklärung der Rektorenkonferenz der Kunsthochschulen der Bundesrepublik Deutschland vom 18. Mai 2006 zum Bologna-Prozess.

Ladies Are In The House

Symposium / Ausstellung / Videoprogramm

In Kooperation mit dem ladyfest berlin und dem Deutschen Künstlerbund.
Gefördert mit Mitteln der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Referat Stipendien und Projektförderung.

6. – 28. August 2005

Projektraum Deutscher Künstler*innenbund, Berlin

Konzept und Projektleitung

Anna Gollwitzer
annette hollywood

Zum diesjährigen ladyfest Berlin (2005) wird der Projektraum des Deutschen Künstlerbundes gekapert und dabei in Künstlerinnenbund umbenannt.
Für zwei Wochen wird dieser Raum zur Präsentation aktueller post-bis popfeministischer Positionen in der bildenden Kunst genutzt. Von hier aus werden wir mit popfeministischem Rückenwind etablierte Wirklichkeiten überholen, um neue Ausdrucksformen anzusteuern.

INSTALLATION von Anna Myga Kasten

PROGRAMM:

Video: level von Christine de la Garenne

Was heisst eigentlich Post-Feminismus? ein Vortrag von Sabine Kampmann

video: Mama Teresa Sarah Braun

Demoiselle Artistcurator Elke aus dem Moore berichtet aus ihrer Praxis als Kuratorin und Künstlerin

Video: light boy von Eva Könnemann

bildwechsel über die Arbeit eines Künstlerinnenarchivs

video: living a beautiful life von Corinna Schnitt

Auf Sendung ein Vortrag von Julia Schäfer

video: furry feeling von Michaela Metzger

queering work! präsentiert von Renate Lorenz und Pauline Boudry

Performancelecture von Angie Reed

Deconstruct Me – I'm An Artist

Symposium / Publikation / Videoprogramm

26. Juni 2004

Projektraum Deutscher Künstlerbund, Berlin

Konzept und Projektleitung

annette hollywood
Bernd Milla

Auf der Suche nach dem Künstlertum

Die Frage „Was ist eine Künstlerin bzw. ein Künstler?“ ist heute wie damals nicht eindeutig beantwortbar, da es unterschiedliche Bewertungskriterien gibt. Kulturelle und ökonomische Faktoren wie Ausbildung, Ausstellungen, Verkäufe, Stipendien, Kritiken, Kataloge sind Hinweise auf ein zeitgenössisches Künstlerleben. Sie gelten als gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die jedoch nicht in gleichem Maße erfüllt sein müssen. Den größeren Einfluss auf die Beantwortung der Frage nach dem Wesen von Künstlern und Künstlerinnen haben Vorstellungen, die vor allem aus Künstlermythen genährt sind. So sind die Anekdoten über das Leben und Schaffen einiger Künstler der Renaissance, die Giorgio Vasari in den „Lebensläufe[n] der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten“ (1550) verfasst hat, einerseits Grundstock der Kunstgeschichtsschreibung und gelten andererseits heute noch als Pfeiler romantisierender Bilder von Künstler und Künstlerinnen. Ernst Kris und Otto Kurz zeigen in „Die Legende vom Künstler“ bereits 1934 auf, „daß in aller Biographik gewisse Grundvorstellungen vom bildenden Künstler nachzuweisen sind, die, ihrem Wesen nach aus einheitlicher Wurzel verständlich, sich bis in die Anfänge der Geschichtsschreibung zurückverfolgen lassen.“ Warum haben mythologische Vorstellungen vom Künstlertum auch heute noch nicht ausgedient, obwohl sie mit den Realitäten des Lebens von Künstler und Künstlerin meist nicht viel gemeinsam haben? Ein Grund darin liegt sicherlich in der massenmedialen Verbreitung der Mythen. Populäre Biografien, Artikel in Zeitschriften sowie Spiel- und Dokumentarfilme über Künstler und Künstlerinnen zählen zu den wichtigsten Einflussfaktoren, die das Bild von einem Künstler bzw. einer Künstlerin heute prägen.
Dem Bild von Künstlern und Künstlerinnen in der massenmedialen Gesellschaft widmete sich ein Symposium im Deutschen Künstlerbund in Berlin, das die Künstlerin annette hollywood zusammen mit dem Kurator Bernd Milla konzipiert und realisiert hatte. Unter dem Titel „Deconstruct me - I’m an artist“ wurden unterschiedliche Konstruktionen und Wahrnehmungen des Bildes von Künstler und Künstlerin in der Gesellschaft untersucht. Zwischen den einzelnen Vorträgen fand eine meist in Symposien fehlende aber äußert fruchtbare Verbindung von Theorie und künstlerischer Praxis statt. Als „Dekonstruktionen und Reflektionen zum eigenen Rollenmodell“, verstand annette hollywood die Auswahl der Videos, die sich aus der Sicht von Künstler und Künstlerinnen mit dem genannten Themenfeld beschäftigten. So beobachtet das Publikum die Künstlerin Stefka Ammon in ihrem Video „I want to know what art is“ (2002, 6:30 min) beim Betrachten von Künstlervideos. Eva Könnemann konstruiert in „happy problem“ (2002, 12 min) Künstleridentitäten und untersucht kollektive Autorschaft. annette hollywood beschäftigt sich in „artists in love“ (2002, 6 min) mit sexualisierten Darstellungen von Künstlerinnen im Film und verbindet diese zu einer großen Lovestory. Und Paul McCarthy’s „Painter“ (1995, 60 min) behandelte Vorstellungen von einem Maler in einer performativen Herangehensweise.

Der Soziologe Prof. Dr. Hans Peter Thurn erörterte in seinem Vortrag das Künstlertum unter dem Themenschwerpunkt „Kunst zwischen Beruf und Berufung“. Er berichtete über die soziale Herkunft von Künstler und Künstlerinnen der Moderne, über ihre Zugehörigkeit zu bürgerlichen und mittelständischen Milieus. Im Sinne von Max Webers Vorträgen „Wissenschaft als Beruf“ (1917) und „Politik als Beruf“ (1919) zeichne die „Eingebung“, der „wertvolle Einfall“ sowie die „innere Hingabe“ den Wissenschaftler und den Künstler gleichermaßen aus. Thurn verortete das Künstlertum der Moderne zwischen „Charisma“ und „Stigmatisierung“. Das Charisma des Künstlers konstituiere sich im Wesentlichen durch die Künstlermythen: Das Talent und die Gabe zur außergewöhnlichen Schöpfung sowie das Leiden an gesellschaftlichen Bedingungen verkläre den Künstler als Genie und bringe ihn mit der göttlichen Schöpfung in Verbindung (Deus Artifex vs. Divino Artista). Die „Stigmatisierung“ als Bohemien oder Außenseiter zeige hingegen den Grad der Entfremdung von der Gesellschaft an. Über den Begriff des „Genie[s] als Bedürfnis der bürgerlichen Gesellschaft“ sprach die Künstlerin, Theoretikerin und Kuratorin Alice Creischer. Sie leitete den Geniebegriff aus der Literaturwissenschaft und Philosophie her und setzte diesen mit ökonomischen Bedingungen in Verbindung. Die Verankerung und massenmediale Verbreitung von Künstlermythen durch Biografiefilme und Fernsehserien war Thema dreier Vorträge: Mein Beitrag „Liasons dangereuses – Kunst und Massenmedien am Beispiel des amerikanischen Mythos Pollock“ beschäftigte sich mit der Mythenbildung im Biografiefilm „Pollock“ (R: Ed Harris, 2000) und dem als ambivalent inszenierten Verhältnis zwischen Künstlertum und massenmedialem Erfolg. Obwohl Jackson Pollock zu seinen Lebzeiten durch den Erfolg in den Massenmedien zum Nationalheld avancierte, werden in der filmischen Erzählung der Biografie genau die reproduzierenden Medien dafür verantwortlich gemacht, den Künstler ebenso zu Fall zu bringen. Die Kunsthistorikerin Verena Kuni ließ ein Double in ihrem Vortrag „I was shot by Giorgio Vasari“ über die Frage von Gender als Genre im Künstlerinnen-biografiefilm sprechen. Sie charakterisierte die wenigen Künstlerinnen über die es Biografiefilme gibt – Artemisia Gentileschi, Camille Claudel und Frida Kahlo – als „Alibi-Frauen“ in der Geschichtsschreibung, da Genialität traditionell dem männlichen Geschlecht zugeschrieben wird. Die patriarchale Ordnung werde durch die geringe Anzahl an existierenden Filmen über Künstlerinnen sowie durch ihre Auswahl – in deren Umfeld jeweils ein mächtiger, männlicher Künstler zu finden ist – bestätigt. Dazu stellte Kuni einen Vergleich mit zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten her, die sich mit diesem Themenfeld auseinandersetzten. Schließlich sprach der Kurator, Kritiker und Musiker Justin Hoffmann in „tatort Kunst – Die Repräsentation von Künstlern im Fernsehen“ anhand von Videoausschnitten über adaptierte Rollenmodelle von stereotypisierten Künstler- und Künstlerinnenbilder in Fernsehserien wie „Sex in the City“ und „Tatort“.

Die Vorträge beschäftigten sich alle mit historischen (Vor)Bildern von Künstlern und Künstlerinnen. Blickt man jedoch in die letzten 20 Jahre zeitgenössischer Kunstproduktion, relativieren sich einige Aussagen, wie jene der Zugehörigkeiten der Künstler und Künstlerinnen zu bürgerlichen und mittelständischen Milieus, die Hans Peter Thurn beschrieben hat. So wird z.B. die Herkunft der young British artists (yBa’s) aus dem Arbeitermilieu immer wieder betont und nimmt für den yBa-Mythos eine wichtige Funktion ein. Künstler und Künstlerinnen haben heute durch vielfache gesellschaftliche Veränderungen mitunter andere Produktions- und Rezeptionsbedingungen als in der Moderne. Auch die Veränderungen am Arbeitsmarkt – von der Produktions- zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft – spiegeln neue Bewertungen des Berufs Künstler bzw. Künstlerin wider. So kann das Arbeitsmodell von Künstler und Künstlerinnen, das sich durch Flexibilität, Kreativität, Mobilität, 24/7 (24 Stunden/7 Tage pro Woche Beschäftigung) und einer 100 %ige Identifikation mit dem Produkt auszeichnet, mit den Leitbildern der New Economy verglichen werden. „Das bedeutet soviel wie die Persönlichkeit und Subjektivität zur Disposition zu stellen und zum Gegenstand des Kommandos zu machen. … ‚Seid Subjekte’, lautet die Direktive und wird zum Slogan der westlichen Gesellschaften“, bemerkt Maurizio Lazzarato in seinem Aufsatz über „Immaterielle Arbeit“ in dem Buch „Umherschweifende Produzenten“. So ist das Arbeitsprofil ähnlich, allein das regelmäßige Einkommen macht den Unterschied. Wird nun das Modell der Außenseiter der Gesellschaft, das den Künstlern und Künstlerinnen zugesprochen wurde, zur Regel? Wer ist dann DIE Gesellschaft? Können wir nun alle ein Künstler oder eine Künstlerin sein, wie Beuys es propagierte?
Vielleicht werden genau aus diesen Gründen die Mythen von Künstlern und Künstlerinnen hochgehalten. Sie verrätseln das Künstlertum und verleihen ihm ein Stück ‚Andersartigkeit’. Denn erst die ‚Andersartigkeit’ lässt Projektionen zu. Und ohne die wären unsere Vorstellungen über das Künstlertum halb so aufregend.

Doris Berger